Klimaschutzprojekte und warum wir sie unterstützen
Bei Imbach unterstützen wir seit mehreren Jahren das Uganda-Projekt von myclimate und ab Januar 2025 neu zusätzlich auch noch das Hochmoor-Projekt im Kanton Luzern. Doch warum eigentlich? Was bringt das der Welt und uns? Der Markt und die Öffentlichkeit sind teilweise verunsichert, ob man Klimaschutzprojekte unterstützen soll. myclimate hat zusammengetragen, warum es wichtig ist, Klimaschutzprojekte zu unterstützen – und zwar besser heute als morgen.
Verfasst von Sandra Zimmermann, Product Manager & Nachhaltigkeitsverantwortliche bei Imbach Reisen
08. Januar 2025
Wisst Ihr vom letzten Newsletter noch, was «BVCM» bedeutet? Genau: «Beyond Value Chain Mitigation», also Finanzierung von Klimaschutz ausserhalb der eigenen Wertschöpfungskette. Und genau das wird mit solchen Klimaschutzprojekten gemacht.
1. Globale Finanzierungslücke im Klimaschutz
Die Fortschritte bei der Bewältigung der Klimakrise sind unzureichend. Es besteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen den weltweit zugesagten Klimaschutzmassnahmen und der Klimafinanzierung und dem, was notwendig ist, um die Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen.
In Ländern des Globalen Südens sind die Auswirkungen des Klimawandels schon heute stärker zu spüren, als in den Ländern, die in erster Linie für die hohe CO2-Konzentration in der Atmosphäre verantwortlich sind. Je niedriger die globale Temperatur bleibt, desto tiefer fallen auch die Kosten für allfällige Klimaanpassungsmassnahmen in Ländern des Globalen Südens aus. Aktuell werden diese Kosten von der UNEP auf jährlich 215 bis 387 Milliarden USD bis 2030 geschätzt.
Deshalb braucht das globale Klima dringend die zusätzliche Unterstützung aus dem Privatsektor. Die Finanzierung von Klimaschutzprojekten im globalen Süden hilft Ländern, die nicht die nötigen Ressourcen haben, ihre Klimaziele zu erreichen und unmittelbaren Klimaschutz zu ermöglichen.
Klimaschutzprojekte, insbesondere naturbasierte Lösungen, tragen vor Ort auch teilweise wesentlich zur Minderung der schon jetzt spürbaren Auswirkungen des Klimawandels bei. Klimafinanzierung trägt so auch im Sinne des Verursacherprinzips zur Klimagerechtigkeit bei, da diejenigen Länder, die in der Vergangenheit (und oft auch heute noch) am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, am meisten darunter leiden.
2. Klimaschutzprojekte ergänzen sinnvoll unternehmensinterne Massnahmen
Die Reduktion von Emissionen in der eigenen Wertschöpfungskette (Scope 1, 2 und 3) ist eine absolut unvermeidbare Aufgabe. Jedes Unternehmen sollte eine Strategie und entsprechende Massnahmen für Netto-Null-Emissionen etablieren. Diese notwendige Transformation zu einem klimafreundlichen, ressourcenschonenden Wirtschaften – auch Dekarbonisierung genannt – braucht jedoch viel Zeit. Während dieses mehrjährigen Prozesses werden weiterhin Treibhausgasemissionen ausgestossen. Insbesondere die Emissionen innerhalb der eigenen Lieferkette (Scope 3) zu reduzieren, ist herausfordernd. Deshalb ist es wichtig, gleichzeitig in Klimaschutz ausserhalb der eigenen Wertschöpfungskette zu investieren.
3. Halbierung der globalen Emissionen bis 2030 ab JETZT
Mit anderen Worten: Bis alle Unternehmen Netto-Null erreicht haben, bietet die Finanzierung von Klimaschutz ausserhalb der eigenen Wertschöpfungskette ein sinnvolles Bindeglied, welches die zwei grossen Lücken in den aktuellen Klimaschutzbemühungen zu überbrücken hilft:
- zu wenig Mittel oder ungenügende Richtlinien für Klimaschutz und Klimaanpassungen
- zu geringe bisherige Zielsetzungen (Ambitionslücke)
4. Erwartungen entsprechen mit Klimaschutzengagement
Auch der Privatsektor braucht den Klimaschutz. Nicht nur, weil es «das Richtige ist zu tun» sondern vielmehr, weil interne und externe Stakeholder diesbezüglich Erwartungshaltungen haben. Klimaschutz wird im unternehmerischen Kontext zunehmend gefordert und in Zukunft immer mehr vorausgesetzt. Diverse Anspruchsgruppen fordern von Unternehmen also ein glaubwürdiges und umfassendes Klimaschutzengagement, womit die Unterstützung von externen Klimaschutzlösungen dazu gehört.
5. Integrer Klimaschutz ist gut kommunizierbar
Die wichtigsten unabhängigen Organisationen für Transparenz und Glaubwürdigkeit in den Klimaschutzmärkten, sei es die Science-based Targets initiative (SBTi), der Gold Standard, der unabhängig Marktüberwacher Carbon Market Watch, die Voluntary Carbon Markets Integrity Initiative (VCMI) oder auch die Oxford University, empfehlen in ihren aktuellen Veröffentlichungen, freiwillige Klimaschutzengagements in Form von «Credible Climate Claims» zu kommunizieren. Das myclimate «Impact-Label» erfüllt die Anforderungen an einen solchen Credible Climate Claim. Bewusst hat sich myclimate von Begrifflichkeiten wie «klimaneutral» und «Kompensation» abgewendet, weil diese heute immer mehr mit «Greenwashing» assoziiert werden.
6. In Klimaschutzprojekte zu investieren ist kein Greenwashing
In BVCM-Klimaschutzprojekte sehen vorausschauende Unternehmen ein griffiges Werkzeug, um die eigene Klimawirkung schon heute als internen Kostenpunkt in der finanziellen Bilanz eines Unternehmens zu erfassen. Neben dem Reduzieren eigener Emissionen ist BVCM ein wichtiger Baustein einer Klimastrategie in Richtung Netto-Null. Diese Unternehmen zeichnen sich also dadurch aus, dass sie das Eine tun (Reduktionsmassnahmen) und das Andere nicht lassen (in Klimaschutz ausserhalb der eigenen Wertschöpfungskette investieren).
7. Risikominderung durch sorgfältige Projektauswahl
Grundsätzlich stehen bei myclimate die sogenannten «community based»-Projekte im Fokus. Diese Projekte legen ein starkes Gewicht auf die Beteiligung der Menschen vor Ort und tragen neben der CO2-Reduktion zu vielen weiteren Zielen nachhaltiger Entwicklung (SDGs) bei.
Einkommensschwache Länder sind häufig am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich, werden im Vergleich zu einkommensstarken Ländern aber von stärkeren Temperaturschwankungen und häufigeren Temperaturanomalien getroffen, mit verheerenden Auswirkungen insbesondere in der Landwirtschaft. Eine faire Verteilung der Klimawandelkosten («Klimagerechtigkeit») und das Einbeziehen gesellschaftlich benachteiligter Gruppen sollte bei der Umsetzung von Klimaschutzprojekten und in der Zusammenstellung eines Portfolios von BVCM-Aktivitäten berücksichtigt werden, um Risiken zu minimieren und die Glaubwürdigkeit der eigenen Unternehmung zu wahren.
8. CO2-Vermeidungsprojekte sind wichtig
Um das Ziel von Netto-Null bis 2050 zu erreichen, ist der mit Abstand grösste und aktuell dringendste Teil der Arbeit die Vermeidung von bestehenden Emissionen (Avoidance oder Vermeidung). Dies bezieht sich sowohl auf die eigenen Emissionen in der Wertschöpfungskette als auch auf jene Emissionen, für die Unternehmen über Reduktionsmassnahmen ausserhalb der eigenen Wertschöpfungskette (BVCM) hinaus Verantwortung übernehmen können.
Erst wenn diese Aufgabe in ausreichendem Umfang zum Wohle der lokalen Bevölkerungen und Projektländer angestossen ist, gilt es, sich darum zu kümmern, die schwer zu vermeidenden Restemissionen mit sogenannten qualifizierten CO2-Senken auszugleichen (Removal).
9. Ohne Waldprojekte kein 1,5-Grad-Ziel
In den letzten Jahren haben internationale Waldprojekte viel Aufmerksamkeit und berechtigte, aber auch unberechtigte Kritik bekommen. Für die Einordnung ist wichtig zu verstehen, dass die Menschheit zum Erreichen des 1,5-Grad-Zieles die bestehenden Wälder schützen und Wälder aufforsten muss. Deshalb spielen Wälder seit dem Kyoto-Protokoll eine wichtige Rolle im Klimaschutz. Diese natürlichen Klimalösungen (Nature-based Solutions) zielen darauf ab, entweder bestehende Wälder zu schützen und so CO2-Emissionen durch Abholzung zu vermeiden (Avoidance) oder Wälder (wieder-)aufzuforsten, womit CO2 aus der Atmosphäre als Kohlenstoff in der Biomasse gebunden und gespeichert wird (Removal).
Aufforstungsprojekte sind infolge der hohen Investitionskosten (Aufforstungen, Pflege, etc.) bedeutend teurer als Wald zu schützen. Auch dauert es bei der richtigen Umsetzung (einheimische, meist eher langsam wachsende Baumspezies) lange, bis die Wirkung spürbar ist. Waldschutz, also die klare Vermeidung von Abholzung und Biomasseverlust, hingegen wirkt heute und liefert hohe Biodiversitätsdienstleistungen.
10. Eigene Lieferkette stärken
Die zusätzliche Unterstützung von Klimaschutzprojekten ausserhalb der eigenen Lieferkette kann für Unternehmen bei einer korrekten Herangehensweise eine Reihe handfester Vorteile bieten. Die sorgfältige Auswahl der Projekte ist dabei extrem wichtig: Es empfiehlt sich, Projekte zu unterstützen, die zwar ausserhalb der direkten Lieferkette liegen, aber dennoch indirekte Auswirkungen auf das Unternehmen und seine Umgebung haben. Dazu gehören beispielsweise positive Einflüsse auf die Regionen in der Nähe der eigenen Wertschöpfungskette.
Nachdem nun so viel über Klimaschutzprojekte geschrieben wurde, möchten Sie vielleicht wissen, wie myclimate Klimaschutzprojekte entwickelt und deren Wirksamkeit sicherstellt? Mehr dazu hier. 😊