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Auf alten Hirtenpfaden: Von Nazareth nach Bethlehem

28. März 2018

Obwohl uns vorwiegend die Wanderung durch die biblische Landschaft und der Kontakt zur palästinensischen Bevölkerung interessierte, kommt man täglich mit religiösen Ansichten und politischen Konflikt-Herden in Berührung. Seit Israel als offizieller Staat anerkannt ist, werden die arabischen Palästinenser (Muslime) von den aus aller Welt einwandernden Juden ins West-Jordanland zurückgedrängt und politisch und militärisch überwacht. In Palästina wandern wir aber ganz ohne Zäune querfeldein, werden von freundlichen Menschen oft jubelnd und winkend begrüsst, wir fühlen uns wie Friedens-Apostel.

Erfasst von Kunde Hans, Teilnehmer der Reise im Februar 2017

Tatsächlich bewirkt bereits unsere Anwesenheit, dass sich die Israelis in ihren Aggressionen beobachtet fühlen und eher etwas zurückhaltend sind. In diesem Sinn vernehmen wir immer wieder den Hilferuf, Palästina vor der gänzlichen Verdrängung zu retten. Optimisten, wie unser lokaler Reiseleiter Nedal, hoffen immer noch auf eine Rückkehr in ihre Heimatgegend. Seine Familie wurde 1968 von Jaffa/Tel Aviv in ein Flüchtlings-Lager an unserer Wanderroute umgesiedelt. Aus der Zeltstadt ist mittlerweile ein Dorf mit selbst erbauten Häusern entstanden, im Glauben, nur vorübergehend hier zu weilen. Die Ausreise ist für Palästinenser nur über das freundlich gesinnte Jordanien möglich.

Religiöses, kulturelles und politisches Konfliktpotential ist allgegenwärtig. Da raufen sich Theologen um die Auslegung von Thesen, Archäologen streiten um die Interpretation von Ausgrabungen und Politiker unterstützen dieses oder jenes Lager und streiten um den Anspruch ein und derselben historischen Stätte und um Wasserrechte. Wir erleben das multikulturelle Palästina aber ausgesprochen offen und friedlich und wir zeigen uns selber möglichst tolerant. Wir versuchen den rumliegenden Abfall zu übersehen, essen mit den Muslimen mit schmerzenden Knochen am Boden, überstehen fröstelnd die Nächte in unbeheizten Räumen bei kaum 10 Grad und akzeptieren die bescheidenen hygienischen Einrichtungen.

Details zur Wanderreise

Von Tel Aviv gelangen wir nach Nazareth, Ausgangsort im nördlichen Galiläa. Hier befinden sich zwei Verkündigungs-Kirchen. Wir besuchen den Pilgerort Berg Tabor und gelangen zum Checkpoint nach Palästina (Westbank), die Grenze passieren wir durch drei bewachte Drehtüren, fahren zur Stadt Jenin und zum Dorf Faqua im Osten. Hier schnüren wir die Wanderschuhe und nehmen das Tempo unseres gutmütigen Begleiters Esel „Sumbol“ auf. Wir sind angenehm überrascht von der lieblichen hügeligen Landschaft mit blühenden Mandelbäumen und roten Anemonen.

 

In Zababdeh finden wir bei verschiedenen christlichen Familien Unterschlupf. Unser Hausherr war mal Lehrer und spricht sehr gut Englisch. Sein Vater war Pfarrer und auch seine Söhne sind Priester. Wir essen nochmals gediegen am Tisch und gönnen uns eine Flasche Rotwein, wohlbewusst, dass wir uns bei muslimischen Familien diesbezüglich zurückhalten müssen.

In Fara’a sind wir bei unserem muslimischen Guide Nedal im Flüchtlings-Dorf untergebracht. Einfach aber zweckmässig mit Sitzkisten entlang der Wände eingerichtet, saubere Toilette und Bad. Seine Frau zeigt sich nur diskret am Türpfosten, umso aufgeweckter sind seine 7 Kinder. Die Töchter im Kindesalter noch ohne Kopfschleier tanzen selbstsicher, üben für das bevorstehende Hochzeitsfest ihrer ältesten Schwester. Aufgedeckt wird am Boden: Hummus, Fladenbrot, Gemüse, Quark, Falafel, Ziegenkäse, Reiswickel, eine Auswahl würziger Häppchen. Wir tun uns etwas schwer mit Sitzen, Liegen, Schneidersitz, Knien oder doch lieber Stehen. Wir werden uns in den nächsten Tagen daran gewöhnen müssen.

Im Hotel ‚Al Yasmeen‘ in Nablus treffen wir nochmals auf zivilisierte Verhältnisse bevor wir Richtung Duma, Al Auja und Jericho aufbrechen. Die Landschaft ist abwechslungsreich, Olivenhaine, Tuffsteinfelder, kleine Dörfer, es geht aufwärts und abwärts.

Wir erreichen Duma und werden von Gastfamilien abgeholt. Der Empfang im geräumigen Haus war freundlich. Ein glühender Kohlegrill mitten im Wohnraum strahlt angenehme Wärme aus und Tochter Hajat, 24, Journalistin erleichtert die englische Kommunikation. Die Nacht in der Schlafecke verbringen wir aber dick eingehüllt, mit Handschuhen und hochgestellter Kapuze. Am Morgen, als wir uns wieder eingefunden hatten, haben alle von ihren Erlebnissen bei den Gastfamilien reichlich zu erzählen.

Spannend und anspruchsvoll ist die felsige Schlucht, die uns hinab zu einer sprudelnden Quelle genau auf Meereshöhe führt. Eine interessante optische Täuschung zeigt unseren Wanderweg eindeutig ansteigend, das Wasser fliesst aber stets abwärts! Wir gelangen zu sesshaften Beduinen, ein Clan von 9 Familien und campieren im Gästezelt, Männlein/Weiblein brav durch Vorhang getrennt.

Wir sind nun nicht mehr weit von Jericho entfernt. Im Osten fliesst als bescheidenes Rinnsal der Jordan wo Johannes Jesus getauft haben soll, im Westen erhebt sich der Djebel Quarantal, Berg der Versuchung mit orthodoxem Johannes-Kloster und weiter im Süden liegt das Tote Meer, 420m unter dem Meeresspiegel. Hier stapfen wir durch schlammigen Grund ins salzige Meer und lassen uns treiben. Dann geniessen wir einen Drink an der tiefsten Bar der Welt bevor wir im feinen Hotel Jericho Salz und Staub aus den Poren duschen. Nun liegt die Wüste von Judäa vor uns. Der Wanderweg nach Bethlehem führt mitten durch, vorbei an einer ehemaligen Festung von Herodes zum imposanten und bestens erhaltenen griechisch-orthodoxen Kloster Mar Saba. Frauen haben leider keinen Zutritt und warten draussen im Schatten.

Etwas weiter an schöner erhabener Aussichtslage befindet sich unser letztes Etappenziel, eine von Beduinen angelegte Gästeanlage, leider etwas bescheiden geführt. Wir geniessen aber die wunderbare Abendstimmung in biblischer Landschaft.

Nun endlich: Der Einmarsch in Bethlehem. Vollgepackt mit Erlebnissen, Erfahrungen und Eindrücken und auch etwas Stolz über das Geleistete. Wir besuchen die Geburtskirche, schlendern durch die Altstadt und geniessen nochmals ein traditionelles palästinensisches Abendessen mit folkloristischem Tanz. Wieder über einen Checkpoint gelangen wir nach Jerusalem. Vom Ölberg haben wir einen imposanten Überblick über die historische Stadt mit der goldenen Kuppel des Felsendoms, der umstrittenen Grabeskirche und der Klagemauer für orthodoxe Juden. Unser lokaler Stadtführer informiert uns mit seinen profunden Kenntnissen über das auf engstem Raum zusammentreffende Konfliktpotenzial, welches auch im Stadtplan bildlich dargestellt ist: Muslimisches Viertel, Christliches Viertel, Jüdisches Viertel, Armenisches Viertel und alle Kulturen vermischen sich im Labyrinth des bunten Basars, hoffentlich auch in Zukunft friedlich und tolerant!

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