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Podcast & Reisetagebuch Mallorca

Die damals 21-jährige Gabi Bucher reiste auf den Tag genau vor 50 Jahren mit uns nach Mallorca, ihre allererste Reise mit uns überhaupt. Dieses Jubiläum nimmt sie als Anlass, die gleiche Wanderreise nochmals zu erleben. Und Sie können alle mitreisen! In ihrem Reisetagebuch lesen Sie Tag für Tag, was sie und die Gruppe alles erleben.

28. September 2023

Reisetagebuch

In den frühen siebziger Jahren arbeitete ich im Hotel Engelhof in Basel als Empfangssekretärin. Eines Tages las ich in einer Annabelle einen Leserbrief einer begeisterten Frau, die mit Imbach Wanderferien in Mallorca gemacht hatte. Ihre Begeisterung hat mich angesteckt, das wollte ich auch versuchen, ich buchte meine erste Wanderreise mit Imbach und stieg am 30. September 1973 mit gerade mal 21 Jahren ins Flugzeug nach Palma.

Ich erinnere mich an Etliches, daran, wie ich im Flughafen In Palma dachte, was mach ich denn da, diese Horde junger, blonder, lauter Menschen (Mallorca war damals vor allem beliebt bei den Nordländern) das hatte ich mir anders vorgestellt. Ich erinnere mich auch noch an den Namen des Hotels in Paguera, Reina Paguera. Und daran, dass ich bereits nach der ersten Wanderung genau so begeistert war wie die Leserbrief-Schreiberin. Diese wilde Landschaft, die Einsamkeit, die Stille, kaum war man etwas im Landesinnern, all die Orte, an die man sonst nie gekommen wäre! Und daran, wie nach einem gewittrigen Tag die übrigen Hotelgäste missmutig an der Bar hingen, weil sie nicht baden konnten und wir uns gegenseitig immer wieder erzählten, wie wir vom Gewitter überrascht worden waren, Schutz gefunden hatten in einer Hütte, die Ziegen, die Blitze, der Regen. Dank meinem damaligen Hang zum Aufschreiben weiss ich auch noch von jedem Tag, in welchen Gegenden wir gewandert sind und was wir gesehen haben, Puerto d’Andratx, Galilea, Soller, Coll de Sa Gramola, San Telmo, Montuiri und Valdemossa. Es gibt auch noch eine Reihe ziemlich vergilbter Dias davon.

Nach dieser Reise schrieb ich ebenfalls einen Leserbrief an die Annabelle, er wurde publiziert und ich kriegte CHF 20.- dafür. So begann meine «Karriere» bei Imbach. Ich erinnere mich nicht mehr an alle Reisen und da es damals noch keine Computer gab, wird es auch nicht möglich sein, das nachzuvollziehen. Zudem habe ich seither meinen Namen von Liechti auf Bucher gewechselt und bin fünf Mal umgezogen, von Basel nach Burgdorf, dann fast 10 Jahre Genf, 2 Jahre Sursee und jetzt seit 33 Jahren Oberkirch. Denkwürdig in den frühen Jahren war die Reise nach Portugal – Lissabon, Coimbra, Nazaré und die Algarve im Jahr 1975, ein Jahr nach der Nelkenrevolution, damals mit Hans Räber, mit dem ich vor zirka 10 Jahren nochmal unterwegs war in der Cinque Terre. In Nazaré konnte man damals am Morgen den Fischern zuschauen, wie sie am Strand ihre farbigen Boote mit Ochsen durch die Wellen ins Meer zogen. Ich war auf Samos, lernte dort Raphael Dovelos kennen, der sein Reisebüro grad neben unserem Hotel hatte. Ich bin noch heute in Kontakt mit ihm und seiner Familie und konnte damals bei meiner zweiten Reise seine Frau mit der gerade geborenen Tochter im Spital besuchen. Ich war in Kreta in den frühen 80iger Jahren, wohl 1982 in Cornwall, wo ich das Zimmer teilte mit einer jungen Frau. Der Cousin ihres Freundes wurde später mein Mann…so gesehen hat Imbach sogar mein Privatleben geprägt!

Danach gab es eine längere, kinderbedingte Pause bis vielleicht 2007. Auf wie viele Reisen ich insgesamt komme, kann ich nicht nachvollziehen, aber es könnten 15 – 20 sein. Jahrelang war ich bei weitem die jüngste Teilnehmerin, das lässt darauf schliessen, dass ich wohl mittlerweile eine der «ältesten» Kundinnen bin, denn damals traf ich nie auf Gleichaltrige in den Gruppen. Als ich den Katalog wieder durchgeblättert hatte sah ich, dass sie immer noch ist, die Reise nach Mallorca – «einen Klassiker» wird sie genannt. Das ist sie auch, 50 Jahre hat sie durchgehalten, das Hotel hat zwar geändert, die eine oder andere Tour auch, die Insel sowieso! So reise ich nun, am 30. September auf den Tag genau nach 50 Jahren wieder nach Mallorca.

Es gab im Vorfeld der Abreise ein paar selbst verschuldete Verwirrungen, Aufregungen und kleine Missverständnisse, das ist immer so, wenn ich verreise. Schlussendlich hat dann alles wunderbar geklappt. 

Jetzt bin ich also wieder auf Mallorca. Eins muss ich gleich am Anfang festhalten: Es ist einerseits nicht so, dass ich mich noch gross erinnere, wie es vor 50 Jahren war, weil ich ja andererseits seither mindestens noch vier Mal hier war, das letzte Mal allerdings vor 10 Jahren! Ich liebe diese Insel mit ihrer Kargheit, sobald man aus der Zivilisation raus ist, mit den intensiven Farben und dem Licht.

Und jetzt also Cala Fornells, auch da war ich zwischenzeitlich schon mal, da stand das Hotel aber als letztes in der Strasse, das tut es jetzt nicht mehr. Aber der Ausblick auf die Bucht, auf das schillernde Wasser, auf die Boote ist nach wie vor herrlich. Es ist heiss, Nicole lädt alle Willigen ein, noch eine kurze Erkundungstour zu machen zum Cap Andritxol gleich hinter dem Hotel. Schweisstreibend, aber wunderschön und mehr als lohnenswert. Die Sonne brennt, die Ausblicke sind spektakulär, Boote pflügen schneeweisse Furchen in das dunkelblaue Wasser, ein Vogel trillert lauthals vor sich hin auf einer dieser langbeinigen Kiefern, Mallorca pur!

Etwas ist definitiv anders dieses Mal: Ich packe am Morgen meine Zehen ein in spezielle Pflaster, ziehe mir meine Knieschoner über, die Wanderstöcke kommen in den Rucksack und Sonnencrème mit Schutzfaktor 50 überall dorthin, wo später auch die Sonne sein wird. Das war definitiv nicht so vor 50 Jahren, vor 10 Jahren übrigens auch nicht! Eine leise Wehmut überkommt mich, wenn ich dran denke.

Aber was solls, der Tag lässt sich wunderbar an, der Himmel hat sich wieder total herausgeputzt und präsentiert ein makelloses Blau. Das Frühstücksbuffet lässt sich sehen und auch geniessen und Punkt 9.00 Uhr fahren wir mit Chauffeur Julian und dem Minibus los Richtung Puigpunyent. Holpernd geht es durch Paguera, rechts und links all die Einrichtungen, die wir so dringend brauchen in Mallorca, die Hawaii-Bar, das Deutsche Ärztezentrum, die Heissen Hühner, die Salzburger Stubn, das Thüringer Land, der Grillmeister. Glücklicherweise befindet sich unser Hotel ausserhalb dieser Vergnügungsmeile an einer Sackgasse, wo es nachts wunderbar ruhig ist und man sogar die Wellen hört.

Was sich wiederum überhaupt nicht geändert hat: Innerhalb weniger als 15 Minuten sind wir wieder in Mallorcas wilder Landschaft. Diese engen Strassen, die felsigen Hügel, die Mandel- und Olivenbäume, Terrassen mit Trockenmauern und kein Mensch weit und breit, anfänglich auch kein Auto. Irgendwann dann Velofahrer, da wiederum gibt es eine Neuheit: das dreieckige Warnschild «Achtung Velofahrer», welches immer wieder auftaucht und das ich so noch nie gesehen habe. Man müsse gegenüber einem Velofahrer 2 Meter Abstand halten, erklärt uns Wander- und Reiseleiterin Nicole, ein schwieriges bis unmögliches Unterfangen auf diesen schmalen Strassen!

Auf der Wanderung, die glücklicherweise mehrheitlich durch den Mallorquinischen Wald führt, treffen wir auf Steineichen mit knorrigen, verworrenen Stämmen, auf Kiefern, ab und zu hats auch Palmen, und vor allem die berühmten Erdbeerbäume. Und Pilze, überall, gross, weiss und kreisrund, wie Dessertteller. Ab und zu führt der Weg durch ein Meer von violett und rosa blühenden Heidestauden, und immer wieder diese Ausblicke auf das dunkelblaue Wasser weit unten.

Der Tag endet für die einen mit einem Bad im Meer gleich vor dem Hotel, für andere mit einem Apéro auf der Terrasse aber für alle mit der Aussicht auf ein gutes Nachtessen.  

Es werde ein langer Tag, hatte unsere Wander- und Reiseleiterin Nicole versprochen, und so war es auch. Sie hatte die Hotelbetreiber dazu bewegen können, uns die Türen zum Frühstück eine viertel Stunde eher zu öffnen, auch unser Busfahrer Julian war früh da, nur leider nahmen die Betreiber des Euroski-Supermarktes keine Rücksicht auf uns und öffneten keine Minute vor 9.00 Uhr. Da nützte auch Julians Tänzchen nichts, welches er vor der geschlossenen Türe für die Angestellten aufführte. Die schauten ihn nur verständnislos an. Nicht alle haben eben Julians Humor und Lebensfreude! Unsere beiden Männer in der Wandergruppe waren übrigens im Bus geblieben, liessen sozusagen einkaufen für sich mit der Begründung, sie müssten den Car hüten, damit Julian einen Kaffee trinken könne. Jede Ausrede ist gut. Aber ehrlicherweise muss gesagt werden, dass ihre Partnerinnen fanden, es sei eh einfacher ohne sie einzukaufen.

Die Wanderung führte zuerst durch riesige Olivenhaine. Es war, als würde man durch eine Open-Air Ausstellung eines Holz-Bildhauers wandern: Skurrile Formen, dämonische Fratzen, unheimliche Fabeltiere präsentierten sich da entlang des Weges. Dann folgte ein Abstieg durch blühende Heidebüsche und Rosmarie-Stauden. Ein kurzer Halt unter einem Johannisbrotbaum vor dem nächsten Anstieg, der dann zwar gar nicht so steil war wie erwartet und mehrheitlich im Schatten, trotzdem aktivierte er Schweisskanäle in mir, von denen ich nichts gewusst hatte.

Der nächste Abstieg führte über einen wunderschönen Küstenweg mit immer wieder Blicken aufs Meer mit seinen türkisblauen Rändern der Küste entlang in die Cala Tuent, wo verschiedene Formen der Abkühlung möglich waren: Fussbad, Ganzkörperbad oder einfach Schattenbad. Als Julians Bus sich oben im Berg abzeichnete, packten wir unsere Rucksäcke, stiegen in den gut gekühlten Bus und schon erwartete uns der nächstre Höhepunkt: Auf der Krete bei der Iglesia de San Lorenzo mit Blick runter auf die Bucht öffnete speziell für uns die Bar «Transunion» ihre Tore. Das heisst, Chauffeur Julian öffnete die Klappen zum Kofferabteil des Busses, damit wir etwas Schatten hatten, kühle Getränke wurden sertviert und Nicole schnitt mit ihrem Schweizer Sackmesser den wunderbaren Mandelkuchen in Stücke. 

Die Heimfahrt führte über Julians Lieblingsstrasse, wie Nicole uns erklärte, die Passstrasse über den Coll dels Reis. Und wir Schweizer meinen, wir hätten spektakuläre Passstrassen! Von einer Strasse mit einem Krawattenknoten können wir ja nur träumen. Langsam wurde es dann aber still im Bus und als wir in Cala Fornells ankamen, waren erste Wolken aufgekommen.

Die gestrigen Wolken hatten sich verzogen, der Bus war frisch parfümiert, Julian auch und wir verteilten uns grosszügig auf die 55 zur  Verfügung stehenden Plätze. Julian führte uns mit einem gekonnten Schlenker zwecks Umfahrung eines kleineren Staus Richtung Ausgangspunkt der heutigen Wanderung. Sowas können nur Insider und Inselkenner.

Heute begleitete uns anfänglich vor allem der Blick auf Richard Bransons Hotel! Wir fühlten uns fast etwas privilegiert, auf so prominentem Territorium auch mal ganz profan austreten zu können. Der erste Abstieg – Mallorcas Hinterland besteht nun mal aus  Bergen – führte durch hüfthohes Schilfgras hinunter nach Port de Canonge, ein kleines, verschlafenes Dörfchen an einer Sackgasse aber mit gewaltigem Ausblick. Dann folgte die Küstenwanderung nach Bañalbufar. Wenn man gestern gedacht hat, blauer gehe es nicht mit dem Meer, wurde man heute eines Besseren belehrt: Es geht blauer und ist fast kitschig und unwirklich. Gegen dieses Blau und Türkis die weissen Stämme der abgestorbenen Bäume mit ihrem Geäst wie riesige Netze, das Grasgrün der Kiefernadeln, die fast dunkelrote Erde, die grau-rot-braunen Felsen, man musste immer wieder stehen bleiben, staunen und fotografieren.

In Bañalbufar wartete im Restaurant «Ca’n Paco» das Mittagessen. Beim Anblick der doch ziemlich gut beladenen Teller verlangten wir eine kleine Portion – pequeno, riefen alle, nur um 10 Minuten später zu fragen, ob es eventuell möglich wäre, noch etwas von diesem Kaninchen zu haben? Die Wirtin nahms gelassen und lachte. Keiner war sich bewusst, wie unglaublich gut Kaninchen sein kann; die karamelisierten Zwiebeln und die Weinbeeren in der Sauce, ein Traum. Zum Nachtisch gabs Bio-Orangen aus dem hauseigenen Garten, die schmeckten nicht nur nach Orangen, sondern rochen bereits beim Anschneiden so. Den Abschluss machte ein Carajillo, dessen Dosierung uns überlassen wurde. Danach folgte einer dieser Wanderferien-Momente, die ich so mag. Etwas müde, gut genährt und «getränkt» verlässt man das Lokal mit dem Segen der Wirtin in gelöster Stimmung und ist einfach nur glücklich und zufrieden.

Julian fuhr dann unsere Truppe noch nach Valdemossa, wo man sich Chopins und George Sands Zimmer anschauen konnte. Ein hübsches Städtchen mit schönen Gassen voller Pflanzentöpfe und bunten Kachlen an den Häusern mit Szenen aus dem Leben der Heiligen Catalina Thomas aber auch mit Chopins Prélude auf der öffentlichen Toilette! Auch wenn die Einrichtung der Toilette eher spartanisch war, die musikalische Begleitung machte das mindestens für mich wett!

«Buen día, schlafen gut, comida ben?», das sind Julians übrliche Begrüssungworte am Morgen, auch an diesem fünften Tag. Der Himmel hingegen hatte sich etwas Neues ausgedacht und ein paar Wolken aufgefahren. Glücklicherweise hat er sich dann aber sehr rasch umentschieden und sie an den Horizont geschoben, wo sie, leicht aufgetürmt, eine dekorative Fotokulisse abgaben.

Unser Picknick besorgten wir am Markt in Andraxt. Es war noch nicht sehr viel los, etliche Standbetreiber waren erst am Einrichten, beim Gemüse wurde auffallend viel Spanisch oder doch wohl Mallorquinisch gesprochen, ein Losverkäufer sass teilnahmslos auf seinem Rollator, Schulkinder versuchten mehr oder weniger motiviert, Informationen einzuholen, um sie dann auf Blättern zu notieren, Unterwäsche schaukelte im Wind und es gab auffallend viele Stände mit Röcken; Leinen für die Touristinnen, Lurex für die Einheimischen.

Dann gings weiter zum Ausgangspunkt der Wanderung und bereits nach den ersten paar Minuten war mir klar, dass ich diese Tour schon zwei Mal gemacht habe, vor 50 und vor 10 Jahren. Aber sie ist es wert, auch noch ein drittes und viertes Mal gemacht zu werden. Die Landschaft ist wieder anders, offener, mit Blick in die Weite der kargen Bergwelt und hinunter aufs Meer. Zistrosen, Mastixsträucher, Heidekraut und blühender Rosmarin begleiteten uns auf dem Weg nach Sa Trapa. Nach der Krete dann der stete Blick auf die Insel Dragonera und den leuchtend weissen Dreschplatz bei der Klosterruine. Dort empfing uns Miguel mit einem strahlenden Lachen, als er unsere Reise- und Wanderleiterin Nicole sah. Er nimmt sich jeweils Zeit, der Gruppe zu erklären, wie er mit viel Idealismus versucht, die Gebäude, die Umgebung und vor allem auch die Trockenmauern bei den Klosterruinen zu renovieren und instand zu halten. Er habe mal Theologie studiert, erklärte er uns in sehr gutem Deutsch, aber dann hätte er die Frauen zu gern gehabt. Drei Schwestern habe er, drei Töchter und jetzt drei Enkelinnen, nur Frauen in seinem Leben. Wir hatten das Gefühl, er hätte auch unsere Nicole am liebsten behalten, er scheint sie sehr zu mögen, aber wir mögen sie noch mehr und würden sie für keinen Preis der Welt hergeben!

Dann folgte der Abstieg nach San Telmo. Nun haben wir ja schon einiges gesehen in Sachen Abstieg, aber auch hier erinnerte ich mich plötzlich an eine Szene vor 10 Jahren, als wir eine Teilnehmende mit Mühe und Not durch diese zwei Nadelöhrs in den Felsen gebracht hatten. Am Abend erzählte sie allen, wie überhängend es dort gewesen sei, aber sie erzählte es mit vor Stolz leuchtenden Augen! Auch dieses Mal schafften es alle, gar so schlimm wars nicht, vor allem nicht, nachdem alle gut durchgekommen waren. Aber die Hitze und die Anstrengung setzte uns allen doch langsam etwas zu und ich wage zu behaupten, die Meisten waren froh, als wir in San Telmo noch kurz etwas trinken konnten und dann von Julian mit einem «alles gut?» mit einem vorgekühlten Bus wieder abgeholt wurden.

«Jetzt müssen wir bereits zählen, wieviele Frühstücke und Nachtessen wir noch haben», stellte eine Teilnehmerin fast etwas erstaunt fest an diesem 6. Tag unserer Wanderferien. Es ist eine Tatsache, dass spätestens ab Mittwoch die Zeit nur noch rast.

Heute hatten wir allerdings «Wander-Ferien» im wahrsten Sinn des Wortes: Wir wanderten nicht, wir besuchten Palma de Mallorca. Wer auf der Insel ist, muss die Stadt besucht haben, auch wenn es für uns nach den letzten Tagen Natur pur fast ein kleiner kultureller Schock war. All die Menschen, die drei riesigen Kreuzfahrtschiffe (Richard Bransons Luxusding war auch im Hafen, er scheint uns zu verfolgen!) all die fliegenden Händler an allen Ecken und Kanten mit Gucci und Vuitton Taschen, Portemonnaies und Hüten auf weissen Leintüchern, bereit, sie jederzeit zusammenzupacken, sollte eine Kontrolle erfolgen. Erstaunlicherweise kaufen aber Touristinnen wirklich immer noch solche Artikel!

Nachdem uns Julian als special treatment eine kurze Stadtrundfahrt offeriert hatte, besuchten wir die Kathedrale mit diesen phänomenalen Lichteinfällen, dem Baldachin von Gaudí und der neugestalteten Kapelle des Allerheiligsten im rechten Seitenschiff durch den mallorquinischen Künstler Miguel Barceló. Unter anderem hängt dort sein Werk über die Wundersame Vermehrung von Brot und Fisch, eine eher befremdliche Angelegenheit, die man mag oder doch eher nicht. Danach durchstreiften wir die Fussgänger-Zone, einige Einkäufe wurden getätigt, andere nur angedacht. Die Markthalle war, wie so Markthallen eben sind, laut, farbig, lebendig, mit verschiedensten Gerüchen und vielen kleinen Ecken, wo man ein Apéro hätte nehmen können, aber auf uns wartete das Mittagessen! Auch hier fand eine wundersame Vermehrung statt, die aber alle mochten: Auf einem langen Tisch wurden uns immer wieder neue Teller mit verschiedenen Tapas aufgetischt, lecker gewürzt, nicht zu scharf, für jede*n etwas, eine sehr gute Auswahl und somit auch eine sehr gute Wahl des Restaurants, Nicole sei Dank!

Danach blieb noch kurz Zeit, durch die Gassen zu gehen; während in der einen eine Galerie nach der anderen Kunst verkaufte, die fast so gewöhnungsbedürftig war wie Barcelós Werk, traf man in der nächsten um die Ecke auf versprayte Wände, Junkies, die gerade einen kleinen Deal abwickelten, lautes Kindergeschrei und -lachen hinter staubigen Läden. Hier fällt man im Minutentakt von einem Extrem ins Andere. Aber wie gesagt, wer mal auf der Insel ist, muss Palma de Mallorca besucht haben!

Letzter Tag und Julian vergisst beinahe die übliche Begrüssung! Er ist eben leicht abgelenkt von einer attraktiven Frau in Uniform, da haben wir mit unseren Funktions-Leibchen und Wanderschuhen nicht viel zu bieten. Dass wir Frauen kurze Zeit später um ein Vielfaches auch auf unsere Rechnung kommen würden, wussten wir da noch nicht. Denn kurz nach Wanderbeginn, ausgangs Sant Elm, war ein braungebrannter, muskulöser Mann eben gerade daran, so wie Gott und der Tätowierer ihn geschaffen haben, von einem Fels ins türkise Meer zu tauchen. Ein kollektives und ziemlich lautes «oohh» unserer Gruppe liess ihn dann wohl schneller springen als geplant. Nicole hat nicht mitgemacht, sagt sie, sie habe sich auf den Weg konzentrieren müssen, sagt sie ebenfalls.

Ein letzter Aufstieg auf weichen Wegen mit Kiefernnadeln, vorbei an gewaltigen Feslwänden mit, wie es sich gehört, wunderbaren Ausblicken aufs Meer führte auf die Passhöhe. Dort gabs dann den lang erwarteten Imbach-Traubenzucker, wohl um den letzten Abstieg zu unterstützen. Ein kurzes Teilstück schien anfänglich schon fast wieder überhängend, aber das hatte wohl mit der etwas aufgedrehten Stimmung der Gruppe zu tun. Eine Teilnehmerin meinte auch, sie höre bereits das Meer rauschen, aber es rauschten wohl eher die Schweissbäche.

Beim mehr als reichhaltigen letzten Mittagessen verabschiedeten wir unseren Chauffeur Julian. Er ist ein exzellenter Fahrer, versiert, millimetergenau, umsichtig, dazu aufgestellt und herzlich. Wir fühlten uns bei jeder noch so schmalen Stelle, jeder noch so geschlängelten Passstrasse immer sicher mit ihm!

Heute Abend werden wir auch Nicole «verabschieden», auch sie eine exzellente Reise- und Wanderleiterin, immer da für uns und doch nie dominant. Sie schaffte das fast Unmögliche, einerseits Leiterin und «Anführerin» zu sein, sich andererseits aber so gut in die Gruppe zu integrieren, dass man manchmal vergass, dass sie nicht auch Teilnehmerin war. Das ist meines Erachtens eine grosse Kunst.

Und so möchte ich mich ebenfalls verabschieden mit einem generellen Schlusswort: Die Gruppe war toll, man hat sich sehr schnell gefunden. Das Hotel liegt so ruhig und schön, dass man wirklich auch ein Feriengefühl entwickeln kann, das Essen war sehr abwechslungsreich und das Servicepersonal unglaublich effizient, aufmerksam und trotz manchmal hektischen Momenten immer gut gelaunt! Auch das eine Kunst nach einer langen Saison.

Mallorca war – einmal mehr – ein voller Erfolg für mich und nein, das Hinterland hat sich überhaupt nicht verändert in all den Jahren. Ich kann diese Reise nur empfehlen, auch nach 50 Jahren noch und bedanke mich für die tolle Erfahrung.

Es sind im Moment keine aktiven Elemente in diesem Reise SuperBlock erfasst.
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