Ostfriesische Inseln – im Rhythmus der Gezeiten

Eine Woche Nordseeluft, sieben Inseln und unvergessliche Eindrücke: Meine erste Studienreise mit IMBACH Reisen führte mich auf die Ostfriesischen Inseln – ein Naturparadies mit Geschichte und ganz viel Charme.

Verfasst von Aline Baumgartner, Product Managerin bei IMBACH Reisen

29. August 2025

Anreise nach Norddeich

Am Sonntagmorgen haben wir uns am Bahnhof Basel versammelt. Alle Teilnehmenden haben den Weg zur Gruppe gefunden und kurze Zeit später fährt auch schon der Zug in den Bahnhof und wir steigen ein. Die Zugfahrt war kurzweilig, entspannt und voller Vorfreude. In der ersten Klasse liessen wir es uns gut gehen, tranken Kaffee, tauschten Reiseerfahrungen aus und philosophierten über die kommende Woche.

Je weiter wir Richtung Norden fuhren, desto flacher wurde die Landschaft. Backsteinhäuser, weite Felder und imposante Windräder begleiteten uns auf dem Weg, ein erster Vorgeschmack auf das, was uns erwartete.

Pünktlich traf unser ICE in Norddeich Mole ein. Es war nur ein kurzer Fussweg bis zum Hotel Fährhaus. Nach dem Zimmerbezug trafen wir uns zum ersten gemeinsamen Abendessen im Hotel.

Norderney

Unser erster Inselausflug führte uns per Fähre nach Norderney. Die Überfahrt dauerte knapp eine Stunde. Wir spürten schnell das besondere Flair dieser Region. Norderney gilt als das „St. Moritz des Nordens“ mondän, stilvoll und geschichtsträchtig. Beim Spaziergang durch den Ort bestaunten wir prachtvolle Villen und Häuser, die Zeugen einer langen Badetradition sind. Die Badekultur auf Norderney begann im Jahr 1797 mit dem Vorschlag, ein öffentliches Seebad einzurichten. Dieses wurde 1800 offiziell eröffnet. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich Norderney zu einem exklusiven Kurort für Adel und Prominenz.

Am Nachmittag erwartete uns eine Wattwanderung mit dem Wattführer Eduard. Seit über 40 Jahren führt er Besucher durchs Watt und erzählte uns mit viel Witz und Leidenschaft von Wattwürmern. Barfuss stapften wir durch das feuchte Watt und erfuhren Spannendes über das einzigartige Ökosystem. Das Wattenmeer erstreckt sich über 500 Kilometer entlang der Küste von den Niederlanden bis Dänemark. Es zählt zu den grössten Feuchtgebieten der Welt und bietet Lebensraum für eine enorme Vielfalt an Tieren und Pflanzen. Ein faszinierendes Naturphänomen, das täglich mit den Gezeiten lebt und sich stetig wandelt.

Gegen Abend ging es mit der Fähre wieder zurück nach Norddeich. Der Fähranleger in Norddeich befindet sich fast vor dem Hotel, was uns eine kurze Heimreise ermöglichte.

Spiekeroog

An diesem Morgen lernten wir Johann, unseren Busfahrer, kennen. Er brachte uns zuverlässig zum Fähranleger in Neuharlingersiel. Die Expressfähre brachte uns dann in rund 20 Minuten auf die grüne Insel Spiekeroog.

Die Insel empfing uns mit einem Mix aus Ruhe, liebevollen Details, kleinen Geschäften und autofreien Wegen. Auch Spiekeroog wurde ab 1820 von Feriengästen aufgesucht. Bis ins 19. Jahrhundert lebten die Bewohner der Nordseeinsel Spiekeroog vor allem vom Fischfang und der Landwirtschaft. Später gewann auch der Walfang an Bedeutung.

Bei einem kurzen Vortrag vom Pastor Friedemann erfuhren wir spannende Geschichten zur Inselkirche, welche im Zentrum von Spiekeroog steht.  Sie wurde 1696 erbaut und ist das Herzstück des Ortes und die älteste Inselkirche der ostfriesischen Inseln.

Nach den spannenden, ersten Eindrücken der Insel, war es Zeit für eine Wanderung. Wir haben uns in den Bäckereien und Läden fürs Mittagessen eingedeckt und marschierten los. Die Wanderung führte uns vorbei an Dünen und endlosen Sandstränden. Unser Picknick genossen wir direkt am Meer, mit den Füssen im feinen Sand und dem Rauschen der Nordsee im Ohr. Zurück im Zentrum haben wir uns einen feinen Caffè und Kuchen verdient, bevor uns die Expressfähre wieder an das Festland brachte. Johann holte uns ab und erzählte mit Witz und Charm noch ein paar Anekdoten zum Leben in Ostfriesland.

Langeoog

Unser dritter Wandertag führte uns auf die „lange Insel“ Langeoog. Auch diesen Morgen sind wir wieder von Johann zum Fähranleger gefahren worden. Mit der Fähre angekommen, brachte uns die bunte Inselbahn ins Zentrum von Langeoog. Kein Auto weit und breit. Auch Langeoog ist autofrei, viele Menschen sind mit dem Fahrrad unterwegs. Das Leben auf den Inseln wirkt entschleunigt und hat ein besonderes Flair.

Im Zentrum bestaunten wir den imposanten Wasserturm. 100 Jahre alt und 15 Meter hoch ist er das Wahrzeichen der Insel. Vorbei am Turm führt uns die heutige Wanderung durch sanfte Hügel, vorbei an grünen Wiesen und hin zum weiten Strand. Auch heute genossen wir unser Mittagessen mit Blick aufs Meer, allerdings unter wachsamer Beobachtung gieriger Möwen, die jedoch erfolglos blieben.

Der gesamte Rückweg führte uns entlang des Strandes zum Zentrum. Ich ging wie einige andere auch, barfuss durch den Sand. Die frische Meeresluft sowie der Wind hatten eine angenehm erfrischende Wirkung.

Ein freier Tag in Norddeich

An diesem Tag gab es kein gemeinsames Programm. Zeit also für individuelle Erkundungen.

Einige schliefen aus, andere waren früh unterwegs. Möglichkeiten gab es viele: das Teemuseum in Norden, eine Bootsfahrt zu den Seehunden, die Seehundstation in Norddeich oder eine Velotour durch die Umgebung. Und wer einfach nur entspannen wollte, konnte in der hoteleigenen Wellnessanlage die Seele baumeln lassen.

Greetsiel & Rysum

Heute blieben wir auf dem Festland und erkundeten die Region Krummhörn, diese liegt südlich von Norddeich, nahe der niederländischen Grenze. Johann führt uns wieder mit dem Bus von A nach B. Am Morgen standen mehrere Sehenswürdigkeiten auf dem Programm, die wir auf dem Weg zum Ausgangspunkt der Wanderung besucht und bestaunt haben.

Unsere Wanderung startete beim wohl bekanntesten Leuchtturm Ostfrieslands, dem Pilsumer Leuchtturm. Sein rot-gelber „Ringelsockenanstrich“ macht ihn unverwechselbar. Er war von 1890 bis 1919 in Betrieb. Berühmt wurde der Leuchtturm jedoch durch den Film Otto – Der Ausserfriesisch mit Otto Waalkes.  Heute dient der Turm vor allem als Trauzimmer.

Unsere Wanderung führte entlang des Deichs durch eine grosse Schafherde (die uns zum Glück höflich Platz machte) bis nach Greetsiel, ein bezauberndes Fischerörtchen mit einem malerischen Hafen voller Krabbenkutter. Greetsiel hat einen historischen Ortskern mit reizvollen historischen Giebelhäusern und idyllischen Gassen.

Natürlich durfte auf dieser Reise eine echte Ostfriesische Teezeremonie nicht fehlen. Schwarztee, Kandiszucker, Rahm und bloss nicht umrühren!  Dazu gab es traditionell Stuten, ein süsses Brot mit Rosinen. Die ostfriesische Teekultur wurde 2016 als Immaterielles Kulturerbe anerkannt. Teetrinken ist tief im Alltag verankert. Mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von rund 300 Litern gelten Ostfriesen als besonders teeliebend. Die Tradition reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück und wurde trotz staatlicher Verbote, insbesondere während des „Teekriegs“ im 18. Jahrhundert, leidenschaftlich verteidigt.

Nach dieser Stärkung führt uns Ewald, mit viel Herzblut durch die Rysumer Mühle – ein spannender Einblick in ostfriesische Handwerkskunst und Geschichte.

Am Abend genossen wir im Hotelrestaurant ein feines Fischbuffet. Es gab diverse Fischspezialitäten und leckere Beilagen. Es war unglaublich lecker und für mich ein Highlight der Reise.

Juist

Am siebten Reisetag stand die Insel Juist auf dem Programm – mit 17 Kilometern Länge die längste der sieben Ostfriesischen Inseln. Juist ist ebenfalls eine autofrei. Der öffentliche und gewerbliche Transport wird hauptsächlich mit Pferdefuhrwerken oder Fahrrädern durchgeführt. Entsprechend traditionell begann unser Inselausflug: Eine Kutsche, gezogen von den Pferden Luna und Goja, brachte uns vom Fähranleger zum Startpunkt unserer Wanderung. Während der Fahrt berichtete uns Frau Bauer, die Wagenführerin, über das Leben auf Juist.

Unsere Wanderung führte uns zunächst durch einen kleinen Waldabschnitt, dann weiter zum Hammersee. Dieser ist durch Dünen vom Meer getrennt und ein wichtiger Lebensraum für viele Vogelarten.

Die Route verlief anschliessend entlang des weitläufigen Strandes zurück Richtung Inselzentrum. Zum Abschluss des Tages erkundeten wir das kleine, gepflegte Inselzentrum mit seinen Cafés und Geschäften. Der Slogan der Insel – „Töwerland“, was aus dem Plattdeutschen „Zauberland“ bedeutet – beschreibt treffend die besondere Ausstrahlung dieses Ortes.

Rückreise

Nach einem ausgiebigen Frühstück hiess es Abschied nehmen. Der Zug fuhr pünktlich ab – zunächst. In unseren Sitzen spürten wir ein wenig Müdigkeit der letzten Tage und gleichzeitig die Wehmut über das Ende dieser Reise.

Unsere Lunchboxen hatten wir individuell am Frühstücksbuffet zusammengestellt. So wurde die Zugfahrt zum letzten gemeinsamen Picknick.

Doch dann kam alles anders: Aufgrund mehrerer Unfälle auf der Strecke stand unser Zug stundenlang still. Einige von uns schafften es nicht mehr rechtzeitig nach Hause, ein Teil der Gruppe übernachtete spontan in Offenburg.
Auch das gehört zum Reisen: Unvorhergesehenes, das Geschichten schreibt. Am Ende ist man einfach dankbar, wenn man – trotz aller Umstände – gesund und wohlbehalten zu Hause ankommt.

Fazit

Die Ostfriesischen Inseln haben mich echt überrascht. Sie sind sehr vielfältig und jede auf ihre Art ganz besonders. Ich könnte nicht sagen, welche mein Favorit ist. Die Weite der ländlichen Umgebung in Kombination mit der frischen Nordseelust hatte auf mich eine entschleunigende Wirkung. Man hat das Gefühl, dass die Uhren hier etwas langsamer laufen und die Menschen achtsamer mit sich selbst und ihren Mitmenschen umgehen.

Vielen Dank an unsere Reiseleitung Sandra D. Sutter welche uns mit viel Engagement und Herzblut durch die Region geführt hat. Ein herzliches Dankeschön auch an die wunderbare Reisegruppe, für die spannenden Gespräche und den Austausch. Es war für mich eine wundervolle Erfahrung ein Teil unsere Imbach Kunden persönlich kennenzulernen.

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