Nachhaltigkeit

Moore

Haben Sie gewusst, dass Moore sogar noch vor den Wäldern zu den wichtigsten Kohlestoffspeichern zählen? Darum gilt Moorschutz auch als Klimaschutz. 

Verfasst von Sandra Zimmermann, Product Manager & Nachhaltigkeitsverantwortliche bei Imbach Reisen

27. Januar 2025

Ein passendes Video zum Thema Moore als Einstieg:

Was genau ist ein Moor? 

Moore sind dauernd nasse Feuchtgebiete mit einer charakteristischen, niedrigen Vegetation – vor allem Moose, insbesondere Torfmoose, sowie Sauergräser und häufig verschiedene Zwergsträucher – die aufgrund unvollständiger Zersetzung überwiegend saure, nährstoffarme Torfböden von mindestens 30cm Mächtigkeit bilden.

Rund die Hälfte aller Moore weltweit befindet sich in den borealen Nadelwaldzonen der Nordhalbkugel. Ferner findet man sie in tropischen Mangroven- und Überschwemmungsgebieten sowie in den Feuchtgebieten der gemässigten Zonen. Moore nehmen 3% der Erdoberfläche ein, was einer Fläche von 4 Millionen Quadratkilometern entspricht. Die grössten Moorflächen weltweit sind die Aapamoore im Taigagürtel der Nordhalbkugel.

Und Torf?

Torf ist ein organisches Sediment, das sich durch die Zersetzung von abgestorbenen Torfmoosen in Mooren bildet. Traditionell diente der Torfstich der Gewinnung landwirtschaftlicher Flächen, wobei der getrocknete Torf als Brennstoff genutzt wurde. Noch immer spielt Torf als Substrat im Gartenbau eine wichtige Rolle. Da es jedoch tausende Jahre dauert, bis sich eine Torfschicht von einem Meter gebildet hat, überschreitet die Nachfrage vielerorts das Angebot.

Wie entsteht und entwickelt sich ein Moor?

Die Voraussetzung für die Entstehung eines Moores ist die Sättigung des Bodens mit Wasser, sodass ein ständiger Wasserüberschuss entsteht. Das unterscheidet sie von Sümpfen, die gelegentlich austrocknen, weshalb deren organische Substanz auf anmoorigem Boden vollständig zu Humus abgebaut wird. Im Moorboden verdrängt das Wasser die Luft und damit den Sauerstoff. Durch die Sauerstoffarmut im Boden wird wenig Pflanzensubstanz zersetzt. Der Eintrag und die Produktion von Biomasse übersteigt den Verlust durch Zersetzung. Biomasse reichert sich in Form von Torf an. Das Wasser kann dabei ganz unterschiedlichen Ursprungs sein (Niederschläge, Grundwasser, Überflutung durch Flüsse oder Meere). 

Die einfachste und häufigste Einteilung der Moore erfolgt in: 

  • Niedermoore: sie werden ausschliesslich vom Grundwasser gespeist, sind meist nährstoffreich und artenreich. 
  • Hochmoore (auch Regenmoore): werden ausschliesslich von Niederschlagswasser gespeist, sind nährstoffarm und arm an Arten. 
  • Übergangsmoore: da die Hochmoore aus Niedermooren entstehen, gibt es alle Zwischenformen, die Zwischenmoor oder Übergangsmoor genannt werden.

Wie schützt ein Moor unser Klima? 

Moore lieben das Wasser. Ohne Wasser können sie nicht überleben. Man könnte sie vergleichen mit einer Art Schwamm aus Torfmoos, bedeckt von seltenen Pflanzen und Tieren. Wenn der Boden durchnässt ist und wenig Sauerstoff enthält, dann werden abgestorbene Blätter und Wurzeln nicht vollständig abgebaut. Sie häufen sich über die Jahre an und bilden ein Kissen aus Torf, das über die Jahrtausende mehrere Meter hoch werden kann. So werden Moore zu richtigen Kohlenstoffspeicher, die gut sind für die Klimaregulierung. Sie machen zwar nur 3% der Landmasse aus, speichern aber 1/3 des gebundenen Kohlenstoffs unseres Planeten – also mehr als alle Wälder! 

Entwässerte Moore sind verantwortlich für den Ausstoss von 5% der gesamten von menschgemachten CO2 Emissionen – das sind weltweit 2 Milliarden Tonnen CO2 und somit doppelt so viel wie der gesamte Flugverkehr. 

Interessanter Fakt: 15cm Torf bindet so viel Kohlenstoff wie ein 100-jähriger Wald auf gleicher Fläche. 

Wie steht es um die Moore in der Schweiz?

In den vergangenen 200 Jahren wurden fast 90% der Moore in der Schweiz zerstört. 1987 haben Volk und Stände die «Eidgenössische Volksinitiative zum Schutz der Moore» (Rothenthurm-Initiative) deutlich angenommen. Dadurch fand der Moorschutz Eingang in die Bundesverfassung. Gestützt auf die strenge Rechtsgrundlage, die keine Interessenabwägung zulässt, und auf das revidierte Natur- und Heimatschutzgesetz (NHG) hat der Bund die Hochmoor-, die Flachmoor- und die Moorlandschaftsverordnung samt Inventaren erlassen. Die Moore von nationaler Bedeutung bedecken eine Fläche von 240 Quadratkilometern, was rund 0.6 % der Landesfläche entspricht. Die Schutzgebiete der Moore sind ein wichtiger Bestandteil der ökologischen Infrastruktur.

Wie wird ein Moor renaturiert? 

In der Schweiz sind viele Moore geschützt, aus Geldmangel aber trotzdem in einem schlechten Zustand. Denn die meisten Hoch- und Flachmoore wurden vor dem rechtlichen Schutz einst mittels Drainagegräben trockengelegt, um die land- und forstwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen.
Weltweit speichern Moorböden 30 Prozent des Bodenkohlenstoffs, obwohl sie nur drei Prozent der Fläche bedecken. Aus den entwässerten Mooren entweichen dadurch riesige Mengen CO2. Um die Emissionen zu stoppen, ist eine so genannte Wiedervernässung dringend nötig. Bei einer solchen Renaturierung werden mit baulichen Massnahmen Drainagegräben entfernt und so der natürliche Wasserhaushalt der Moore wiederhergestellt. Eine Moor-Renaturierung gehört zu den naturbasierten Lösungen und ist ein wichtiges Mittel im Kampf gegen die Klimaerwärmung.

Wie ist das mit dieser Paludikultur (Begriff aus dem Video vom Anfang)?

Paludikultur (von lateinisch palus «Morast, Sumpf» und cultura «Bewirtschaftung») ist die land- und forstwirtschaftliche Nutzung nasser Moorstandorte. Ein traditionelles Beispiel ist der Anbau von Röhrichten für Dachreet. Neuere Varianten sind die Kultivierung von Pflanzen zur Energiegewinnung aus Biomasse oder von Torfmoosen als Torfersatz für Kultursubstrate im Gartenbau. Durch ganzjährig hohe Wasserstände soll der Erhalt bzw. die Erzeugung von Ökosystemdienstleistungen erreicht werden, z. B. Speicherung von Kohlenstoff, Hochwasserschutz oder Biodiversität. Daher ist ein wichtiges Ziel der Paludikultur der Erhalt oder die Neubildung von Torf. Angesichts des Nutzungsdrucks einer wachsenden Weltbevölkerung rechnen Experten nationaler und internationaler Organisationen damit, dass Moorflächen der Landwirtschaft auch in Zukunft zur Verfügung stehen müssen. Damit sie als Kohlenstoff- und Wasserspeicher funktionieren, empfiehlt etwa die FAO (Food and Agriculture Organisation), Moore nicht zu entwässern, sondern als nasse oder wiedervernässte Standorte durch Paludikultur zu nutzen. Als Produktionsalternative kann Paludikultur somit die Akzeptanz in der Bevölkerung steigern.

Quellen: Youtube, wikipedia.org, bafu, myclimate, nabu.de, pronatura.ch

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