Reiseblog

Das Schimpansen-Tracking im Kibale Nationalpark in Uganda ist ein ganz besonderes Erlebnis – «Auf DU und DU mit unseren nächsten Verwandten!» Eine Inszenierung der Natur und die Strapazierung der Nerven des Imbach-Guides.

verfasst von Thomas Winter, Imbach Wander- & Reiseleiter

19. Januar 2024

Um 14 Uhr ist die Gruppe zum Briefing beim Schimpansen-Tracking im Kibale Nationalpark in Uganda.

Der Kibale Nationalpark: das Gebiet wurde bereits 1932 als registriertes Waldreservat als schutzwürdig identifiziert, jedoch erst 1993 als Schutzgebiet ausgewiesen. Der Park bildet mit dem Queen-Elizabeth-Nationalpark ein zusammenhängendes Waldschutzgebiet. Auf dem Gebiet des Parks leben 13 Arten von Primaten. Eine große Schimpansen-Population (Pan troglodytes) lebt in den Wäldern und hat hier ihr wichtigstes Rückzugsgebiet in Uganda. Neben dem schwarz-weißen Mantelaffen (auch Schwarzweisser Kolubus, Colobus guereza) kommt auch der Uganda-Stummelaffe (auch Roter Guereza oder Roter Kolubus, Piliocolobus tephrosceles) vor. In den Wäldern leben Waldelefanten (Loxodonta cyclotis) und andere Grosssäuger.  (Wikipedia)

Im artenreichen Kibale Nationalpark im Westen Ugandas leben gemäss Schätzungen 1'450 Schimpansen in 13 Gemeinschaften. Es ist die grösste Schimpansenpopulation im Land und eine der grössten Populationen weltweit

Meine 9 Gäste sitzen aufmerksam im Rangerpost und hängen an den Lippen des Rangers, der Sie ins Tracking einführt. Im Wald gibt es mehrere habituierte Schimpansengruppen (an Menschen gewöhnte Tiere), andere Schimpansengruppen und Waldelefanten. In kleinen Gruppen von 8-10 Personen versuchen die Ranger eine dieser Schimpansengruppen zu finden, damit wir uns dann für maximal eine Stunde in der Nähe aufhalten dürfen. Schimpansen sind unsere nächsten Verwandten, ihre DNA unterscheidet sich nur zu 1,3% zur menschlichen DNA.

Nach dem Briefing geht es mit unseren Safariautos zusammen mit Emanuel, unserem Rangerguide, ein Stück in den Regenwald hinein. Die Anspannung steigt, da anders als bei den Berggorillas, die Sichtung der Schimpansen nicht immer glückt. Los geht es, Offtrack durchs Unterholz. Ich als Guide versuche ganz sachte herauszufinden, ob wir die Schimpansen auch finden werden. Emanuel meint: «Ja, heute Morgen waren sie hier in der Gegend».

Ich höre nichts, ich sehe nichts, meine Anspannung wächst und ich versuche die Gäste zu beruhigen. Nach 45 Minuten, oh Schreck, stehen wir wieder beim Auto, nichts. Was sage ich den Gästen? Verschiedene Ranger beraten sich und nach zehn Minuten geht’s wieder in den Wald, in die gleiche Richtung. Der erste Gast: «Was soll das»? Ich versuche zu beruhigen, zehn weitere Minuten im Dickicht, nichts.

Emanuel bleibt stehen. „Dort auf dem Baum, etwa 20 Meter weiter oben, ein Schimpanse. Niemand sieht ihn richtig. Ich merke schon, wie die Gäste enttäuscht sind. Ich mache schnell ein Bild, dann hätte ich wenigstens eines. Soll es das gewesen sein?

Emanuel läuft weiter und das ziemlich schnell. Äste landen im Gesicht, wir stolpern, rutschen, schauen und plötzlich, da höre ich die Schimpansen, ein Schreien und Quietschen, Knacken von Ästen, ohrenbetäubend. Welche Erleichterung und ich sage den Gästen, dass nun eine Schimpansengruppe in der Nähe ist. Wir hören sie, sehen jedoch noch nichts! Weiter geht es durchs Unterholz. Und endlich – eine Gruppe in den Bäumen, 15 Tiere weit oben als dunkle Flecken zu sehen.

Alle schauen, von da, von dort, Emanuel bringt uns immer weiter ins Dickicht, um noch einen besseren Blick zu haben. Ich denke nur, dass wir sie immerhin gesehen haben  – wenn auch nur von weit weg. Nach 15 Minuten gehen wir weiter, ich weiss nicht warum. Emanuel wird es schon wissen, oder hat er genug? Etwa nach 500 Meter durch das Gestrüpp, alle etwas zerkrazt, bleiben wir stehen, ehrfürchtig und staunen. Die ganze Gruppe, die wir vorher im Baum gesehen haben, sitzt nun am Boden und frisst. Die schönsten Motive.

Immer näher kommen die Tiere und sogar der Boss, Mac, beäugt uns aus nächster Nähe. Sie spielen und fressen rund um uns, dann geht es wieder ein Stück weiter, Emanuel führt uns zusammen mit den Schimpansen durch den Wald. Es kommt zu überraschenden Begegnungen, die nur das Herz aber nicht der Fotoapparat aufnehmen kann. Meine Menschengruppe geht auf einem Elefantenpfad, die Schimpansen neben uns im Dickicht, immer auf gleicher Höhe mit uns. Da wechselt ein Tier auf den Pfad und läuft mitten unter uns, möchte überholen, meine Menschen merken es nicht mal, bis der Schimpanse sachte an die Hosen greift und dann vorbeigeht. Welch ein Erlebnis!

Zu guten Letzt stehen wir im Kreis und schauen der ganzen Gruppe ein letztes Mal beim gemütlichen Fressen von Feigen zu, ein Anblick für die Ewigkeit.

Ich beobachte Mac, der etwas abseits sitzt. Plötzlich schreit er, alle Mitglieder der Gruppe stimmen ins Geschrei ein, ein höllischer Lärm. Mac guckt, rast auf uns los, springt an einen Baumstamm und ganz in die Nähe zu einem meiner Gäste, rempelt ihn sachte an und weg ist er. Mein Gast steht nur noch mit offenem Mund da! Was wollte Mac wohl mitteilen?

Die Begegnungen mit unseren nächsten Verwandten sind zu Ende und alle Gäste wandern zufrieden zum Auto zurück. Ein Gast meint zu mir: «Das habt ihr ja perfekt inszeniert, bis zum Höhepunkt».

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